Bauverfahren am City-Tunnel - Stationen |
Drei Stationen des City-Tunnel werden in Wand-Deckel-Bauweise ausgeführt. Ziel dieser Bauweise ist es, die Baustellenbelastungen im Innenstadtbereich zu verringern. Somit können nach dem Bau des Deckels und der Wiederherstellung der Oberfläche die Straßen und Plätze wieder genutzt werden, obwohl darunter noch gearbeitet wird.
Die Außenwände der Stationen werden zweischalig ausgeführt. Zuerst wird eine Schlitzwand im Zweiphasen-Verfahren erstellt, die gleichzeitig als Verbau der Baugrube dient.
Später wird die Innenschale betoniert. Zusammen sind die Außenwände über 2,00 m dick. Diese müssen gewaltige Kräfte, wie den Erddruck, sowie den Grundwasserdruck aufnehmen. |
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Herstellung der Leitwände |
Zu Beginn wurden an den Stationen Markt und W.-Leuschner Platz die Baugruben ausgehoben und mit dem Berliner Verbau (1) gesichert.
Anschließend wurden in dieser Baugrube die Leitwände betoniert (Bild).
An den Stationen Hauptbahnhof sowie Bayerischer Bahnhof, waren keine Baugruben erforderlich. Die Leitwände erstellte man hier direkt auf dem Gelände.
Erklärung Leitwände:
Diese sorgen dafür, dass der Schlitzwandgreifer senkrecht in den Boden eingreift und außerdem sind sie für die Stabilität im oberen Bereich des Schlitzes wichtig. Außerdem dienen sie als Auflager für Einbauteile, wie Bewehrungskörbe und Pressen, zum Ziehen der Abschalrohre. |
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Herstellung des flüssigkeitsgestützten Schlitzes |
Nach dem die Leitwände fertig gestellt sind, erfolgt der Aushub der Schlitzwand. Diese wird mit 1,30 m - 1,50 m breiten Schlitzwandgreifern (Bild) im Pilgerschrittverfahren(2) ausgehoben. Dabei wird eine Stützflüssigkeit mit thixotropen(4) Eigenschaften (Bentonitsuspension) in den Schlitz eingelassen. Diese Suspension (Ton & Wasser) geht nach kurzer Quellzeit in eine gallertartige bis feste Form über, die durch Rühren oder Stochern wieder in ihre flüssige Phase übergeht. Dazu führt man die Flüssigkeit in einem Kreislauf, um angelagerte Fremdstoffe auszusondern. (Regenerierungsanlage). Das Aushubmaterial wird auf Muldenkipper verladen und sofort abtransportiert (Bild).
Die Gefahr bei der Herstellung eines solchen Schlitzes in Leipzig besteht darin, dass alte und unbekannte Höhler oder Gänge angegraben werden und die Flüssigkeit in diesen abfließt. Die Stützung des Schlitzes wäre verloren und würde zusammenbrechen. |
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Mit fortschreitender Tiefe wird immer mehr Suspension in den Schlitz gelassen. Diese dringt in die Wandung ein und bildet mit dem anstehenden Boden einen "Filterkuchen", der eine mögliche Erosion an der Wandung des Schlitzes verhindert.
Die Stützflüssigkeit (Suspension) erzeugt durch ihre höhere Dichte als Wasser einen Druck auf die Wandung, der immer größer ist, als der anstehende Erddruck.
Die Schlitzwände am City-Tunnel sind zwischen 20,0 m und 26,0 m tief und 1,00 m - 1,50 m breit und binden meist in wasserundurchlässigen Muschelschluff ein. |
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Einbau der Abschalelemente und der Bewehrung |
| Nach Aushub des Schlitzes werden an den Stirnseiten Abschalelemente (Bild) eingebracht. Die Elemente sorgen für eine raue und geriffelte Oberfläche am Schlitzwandrand, damit nach der Betonage des benachbarten Elementes die Dichtheit gegenüber Wasser erreicht wird.
Abschließend wird ein Bewehrungskorb (Bild) mittels Kran eingebaut. Dieser Korb besteht aufgrund der Tiefe der Elemente aus zwei Teilen und wird vor Ort zusammengesetzt.
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Betonage des Schlitzes |
Für die Betonage wird ein Betonierrohr eingebacht, das bis zu Sohle der Schlitzwand reicht und durch welches der Beton gepumpt wird (Bild). Der Beton verdrängt von der Sohle ab die Suspension, die abgepumpt wird. Das Betonierrohr wird anschließend Stück für Stück gezogen. Der Beton verdichtet sich durch Eigengewicht. |
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Deckenbau |
Nach Fertigstellung und Aushärten der Schlitzwand werden der obere Teil der Wand sowie die Leitwände zurückgebaut (Bild). Ziel ist es, den oberen schlecht verdichteten Beton abzubrechen und auf ein Niveau zu bringen.
Nach Abbruch der oberen Schlitzwand erfolgt der individuelle Deckenaufbau für jede Station .
Deckenbau Markt
Deckenbau Wilhelm-Leuschner-Platz
Deckenbau Hauptbahnhof |
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Erläuterungen zum Text:
1) Berliner Verbau - Rückverankerte Stahlträger, die mit Längshölzern und Quersteifen ausgesteift werden
2) Pilgerschrittverfahren - wenn z.B. sechs Schlitzwandelemente existieren, wird nicht der Reihenfolge nach ausgehoben sondern 1 - 3 - 6 - 2 - 5
3) Spannbeton - besteht aus Spanngliedern, die die Druckzone im Beton erhöhen und somit schlankere Bauteile ermöglichen.
4) Der Begriff der Thixotropie bezeichnet die Eigenschaft eines Nicht-Newton schen Fluids, bei einer kon stanten Scherung über eine Zeitachse X die Viskosität abzubauen. Nach Aussetzung der Scherbeanspruchung wird die Ausgangsviskosität wieder aufgebaut. Der Begriff wurde von dem Grundlagenforscher Herbert Freundlich geprägt.
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